Sonntag, 6. Juli 2008

Letzte Tage in Taiwan, Rückreise

Während meinen letzten Tagen in Taiwan lief noch sehr viel. Ich hatte eine ganze Menge zu erledigen; Kleider, Souvenirs, Elektronikartikel usw. kaufen (was ja hier alles sehr günstig ist: 8 Gigabyte USB Stick für 850 NT$ = ca. 25 CHF), zum Coiffeur gehen (150 NT$ = ca. 4.5 CHF) und vieles mehr… Auch das letzte Packet ist nun auf dem Weg nach Hause; nochmals 6.8 Kg für 560 NT$ (ca. 17 CHF). Zudem traf ich mich noch einmal mit einigen meiner guten Schulkollegen, um auf Wiedersehen zu sagen und alles Gute zu wünschen.
Absolut unglaublich war dann das Abschied
sgeschenk, welches mir meine Hostfamilien geschenkt haben: Sie fragten mich, an „was“ ich Freude hätte, und da sagte ich, dass ich traditionelle Chinesische Landschaftsbilder mit Chinesischen Zeichen drauf sehr möge. Infolgedessen nahmen sie mich zu einem berühmten Maler und Kalligraphisten mit, wo ich mir ein Bild aussuchen konnte! Dieser Mann ist 87 Jahre alt und unterrichtet immer noch Kalligraphiestunde, für mich schaute er jedoch eher wie ein 70 Jähriger Mann aus! Er ist sehr berühmt: Jedes Jahr geht er nach Festland China, um bei grossen Bilderausstellungen seine wertvollen Werke zu präsentieren. Die Bilder, welcher er Malt, sind sehr teuer! Eines in normaler Grösse verkauft er üblicherweise nicht unter 40'000 NT$ (ca. 1'200 CHF). Für mich jedoch machte er einen Spezialpreis, ich konnte mir ein Bild aussuchen, welches mir gefällt, und dies gab er mir dann für 8'000 NT$ (ca. 240 CHF). Darüberherein schenkte er mir noch ein weiteres mittelgrosses Bild, einfach unglaublich! Hier ist dasjenige, welches ich mir ausgesucht habe:

Für dieses Bild benötigt der Mann ungefähr einen halben bis einen ganzen Tag! Kaum zu glauben, die Hostfa
milien haben mir diese Bilder bezahlt, ich hatte gleich ein schlechtes Gewissen! Natürlich bedankte ich mich tausend Mal, einfach unfassbar!
In dieser Woche lud mein erster Hostfather alle Hostfamilien und mich zu einem gemeinsamen Abschlussessen ein, ich fand es sehr schön, noch einmal alle beisammen s
ehen zu können! Meine vierte Gastmutter konnte leider nicht kommen, ansonsten waren alle Gasteltern anwesend, des Weiteren kamen auch noch der Clubpräsident und ein paar Mitglieder. Wir hatten es wirklich toll, Kommunikation ist ja jetzt kein Problem mehr. Cool war, dass sie all meine Lieblingssachen bestellten ;-)! Ich bedankte mich erneut für all die guten Taten, die Gastfreundlichkeit und all die Mühe, welche sie sich für mich gegeben haben. Einfach unglaublich, ich schätzte dies irrsinnig, ungemein und überaus hoch! So gute Hostfamilien findet man wohl nur selten auf dieser Welt!

Am Mittwoch Morgen erlebte ich das erste Mal in Taiwan Stromausfall. Entlang der gesamten linken Strassenseite der Xin Sheng Road fiel der Strom für etwa 1.5 Stunden aus. Der Grund war wahrscheinlich Stromverbrauchsüberlastung: Es ist Sommer, dementsprechend sehr heiss, jeder lässt die Klimaanlage an. Zudem haben seit kurzem die Schulferien begonnen, sodass viele Leute zu Hause sind, Fern schauen und Computer spielen, und obendrein gleichzeitig die Klimaanlage laufen lassen… Einmal mehr wurde mir so bewusst, wie abhängig wir eigentlich vom Strom sind! Ohne Strom läuft einfach fast nichts mehr. Kochen dagegen war jedoch kein Problem, meine Familie kocht mit Gas (bei den Meisten Leuten ist dies hier der Fall).
Am Abend nahm mich mein Hostfather zu einem seiner Freunde noch aus seiner High- School Zeit mit, der malt nämlich Kinderbilderbücher. Der kann super gut malen und zeichnen, er arbeitete unter Anderem auch bei den Disney Zeichentrickfilmen „Mulan“, „Tarzan“,
usw. mit! Er Schenkte mir einige seiner Bilderbücher und unterschrieb sie für mich, zudem zeichnete er auch mich ab ;-). Seine Bücher wurden übrigens schon auf Koreanisch, Englisch und Französisch übersetzt! Die Geschichten erfindet er selbst, das „Geschriebene“ lässt er von seinen kleinen Kindern schreiben, sodass die Buchstaben (Chinesischen Schriftzeichen) auch „härzig kindlich“ aussehen. Ausserdem gibt es zu jedem Buch eine CD, wo die Kinderstimmen von seinen eigenen Kindern gesprochen werden. Es war wirklich cool, diese Familie kennen zu lernen!

Am Donnerstag fand für mich das Letzte Rotary Meeting meines Hostclubs „Rotary Club of Chung-Li Southeast“ statt. Für den Club war es zugleich das „erste“ Meeting im neuen Rotary Jahr, sodass dies anhand eines grossen Dinners in dem luxuriösen Japanischen Restaurant eines Mitglieds gefeiert wurde. Der neue Clubpräsident hielt sein erstes Meeting, auch alle anderen Rollen wurden zum ersten Mal von anderen Mitgliedern ausgeführt. Am Ende des Meetings habe ich mich dann vor allen Leuten „offiziell“ verabschiedet, mich noch einmal ganz herzlich für die grosse Mühe und Gastfreundlichkeit, welche sie sich gegeben haben bedankt. Zudem wünschte ich allen alles Gute und weiterhin ein schönes Leben, und falls jemand mal in die Schweiz kommen wird, hiess ich auch sie herzlich Willkommen! War schon etwas speziell, nach 10 Monaten kennen lernen, abschied zu nehmen, ich kann es halt auch nicht ändern. Auf jeden Fall hatten wir eine super unvergessliche Zeit miteinander erlebt! Auch sie hiessen mich herzlich Willkommen, wenn ich wieder einmal zurück nach Taiwan kommen werde.


Meiner vierten Hostfamilie überreichte ich zum Dank eine von mir geschriebene Dankenskalligraphie und eine Dankenskarte, sowie ich dies bei allen Familien getan habe. Natürlich hatten sie sehr Freude, Kalligraphien kommen immer gut an ;-)!
Am letzten Abend nahm mich meine Gastfamilie zum
grössten Landestempel von ganz Taiwan mit. Woow, dieser war einfach RIESIG, und da er an einem Hang liegt, kriegt man ihn gar nicht auf ein Bild, wenn man ihn photographieren will. Um Mitternacht waren immer noch sehr viele Leute dort, es war richtig überfüllt! Bei so einem Gott konnte man ein paar Münzen hinlegen und „weniger“ Münzen wieder hinausnehmen und gleichzeitig die Statue berühren, dies soll Glück und Reichtum bringen: Sozusagen viel Geld gegen Kleingeld eintauschen. Des Weiteren konnten die Leute bei einem Opfer- Altar Münzen zu dieser Götterfigur hineinwerfen, auch dort ging’s um Glück und Reichtum…


Am letzten Tag vor dem Abflug ist meine Gastfamilie mit mir noch in ein japanisches „All you can eat“ Restaurant gross essen gegangen. Das spezielle an diesem Restaurant war, dass dies rein vegetarisch war (Mein Hostfather ist ja Vegetarier, und wir wollten ja zusammen essen gehen). Woow, ich habe noch nie in meinem Leben so viele spezielle „fleischlose“ Sachen gesehen, welche man essen kann! Vegetarier hier in Taiwan müssen sich überhaupt nicht „eintönig“ ernähren, im Vergleich zur Schweiz ist hier die Vegetarische Küche hundertmal grösser, vielfältiger und abwechslungsreicher!

Nach dem Essen gings dann auf den International Airport in Taoyuan zum Einchecken. Meine Gastfamilie begleitete mich dabei. Die Gepäckstückgewichtslimite ist auf 20 (max. 23) Kg begrenzt, meine Tasche wog jedoch 29! Also musste ich 6 Kg loswerden; Ich gab dann halt meiner Familie die alten Kleider und sagte ihnen, sie könnten sie wegschmeissen, Hauptsache, dass ich meine „neue“ Garderobe bei mir habe. Anschliessend kam dann der Abschied, was natürlich allen etwas schwer fiel. Wir werden uns aber bestimmt wieder einmal sehen, auch wenn es erst in 10 Jahren sein wird. Kontaktadressen haben wir ja.


Zufälligerweise traf ich auf dem Flughafen Sasha Briner, er war auch ein Rotary Austauschschüler in Taiwan, und sass dann im selben Flug wie ich zurück in die Schweiz. Im Flieger waren unsere Sitze nicht weit voneinander entfernt, sodass wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse austauschen konnten. Auch er erlebte ein absolut tolles und unvergessliches Jahr! Was noch speziell war, war dass die Boeing 747-400 von Taipei (Taoyuan) nach Amsterdam (mit Zwischenlandung in Bangkok) ein Passagier UND Frachtflugzeug in einem war. Etwa 2/3 wurde mit Sitzen ausgestattet, der Rest war Frachtraum. Leider war diese Maschine SEHR alt, sodass die Sitzrücklehnen KEINE Fernseher hatten, superlangweilig! So unterhielt ich mich halt einerseits mit Sasha und andererseits mit meinen Taiwanesischen Sitznachbarinnen auf Chinesisch. Was ich einfach unglaublich finde ist, dass ich bei der Hinreise nach Taiwan praktisch kein Wort Chinesisch konnte, beim Rückflug nach 10 Monaten zurück in die Schweiz mich jedoch ohne Probleme auf Chinesisch unterhalten konnte! Ich kann’s selbst kaum glauben! Der Flug von Taipei nach Bangkok dauerte ca. 3 Stunden, die Zwischenlandung in Bangkok etwa eine Stunde, und der zweite Teil weiter nach Amsterdam nochmals 11 Stunden. In Amsterdam wurde unser etwa 45 Minuten dauernden Rückflug nach Zürich ge- „cancelled“, sodass wir insgesamt 4 Stunden auf dem Flughafen auf den nächsten Flug warten mussten…

In der Schweiz angekommen, wurde ich dann von meinen richtigen Eltern warm und herzlich abgeholt. Sie kochten mir dann Teigwaren mit Parmesankäse, ein grosses Stück, uns gewohntes „normales“ Muskelfleisch, und eine grosse Schüssel Salat; genau das, was ich in Taiwan manchmal etwas vermisst habe. Vielen Dank!!! Eine 10 monatige Lebensschule, Abenteuer, Erfahrungs- und Erlebnisaufenthalt nahm so sein Ende.

Übrigens, da ich gerade beim Flugverkehr bin: Endlich seit langem sind nun Direktflüge zwischen Taiwan und dem Festland China möglich! Vorher musste ein Flugzeug, welches zum Beispiel von Taipei nach Beijing fliegen wollte, zuerst nach Hongkong oder Bangkok, weil es aufgrund des „China – Taiwan“ Konflikts keine Direktflüge gab! Das war ja ein RIESEN Umweg! Dennoch, obwohl jetzt Direktflüge möglich sind, sind die Touristenzahlen immer noch stark begrenzt; Pro Tag dürfen nicht mehr als 2'000 Festland Chinesen als Touristen nach Taiwan einreisen. Später soll die Zahl womöglich auf 10'000 erhöht werden…

10 Monate, welche mein Leben geprägt und verändert haben:

Sehr interessant an diesem Austauschjahr war, dass ich in 4 verschiedenen Gastfamilien leben durfte, ich fand dies absolut super toll. Es waren allesamt Taiwanesische Rotaryfamilien, trotzdem waren alle völlig verschieden, keine wie die andere! Sie kümmerten sich alle so warm und liebevoll um mich, sie sind mir wirklich ans Herz gewachsen! Ich fühlte mich immer willkommen und wie zu Hause. Ich bin mir nämlich darüber im klaren, dass ein Austauschschüler zu beherbergen nicht immer einfach ist, wir haben dies in der Schweiz ja auch schon erlebt.
Zum weiteren hatte ich die Möglichkeit, mit einem Taiwanesischen Rotaryclub gemeinsam Sachen zu unternehmen und an Meetings teilzunehmen, und so andere Sitten und Gewohnheiten kennen zu lernen. Auch der Rotaryclub kümmerte sich sehr gut um mich, ich fühlte mich immer sehr integriert und als „Erwachsener“ behandelt. Organisatorisch gab es NIE irgendwelche Schwierigkeiten! Auch das „Rorary Youth Exchange
Committee“ unternahm mit uns Austauschschülern sehr viel, ebenfalls hier war immer alles gut organisiert und verlief ohne Probleme. Die Taiwanrundreisen waren der absolute Hammer! In ganz Taiwan waren wir ja insgesamt über 60 Austauschschüler aus der ganzen Welt. All diese Jugendlichen kennen zu lernen und mit ihnen Sachen unternehmen war eine supertolle Erfahrung.
Wo ich den grössten Teil meiner Zeit verbrachte, in der Chung-Li National Senior High School, fühlte ich mich ebenfalls sehr wohl, erlebte so manches, lernte sehr viel (nicht nur Chinesisch) und konnte unzählige interessante Stunden mit den Lehrern (besonders Mister Lü) und den Schülern verbringen. Ich war insgesamt in 4 verschiedenen Klassen und lernte dort viele Schulkollegen kennen. Obwohl die alle sehr gestresst waren, fanden wir doch ab und zu Zeit, um miteinander etwas zu unter
nehmen. Jugendliche aus einer anderen Kultur kennen zu lernen war eine supertolle Erfahrung. Wir hatten es immer gut zusammen, Lachen ist eben eine internationale Sprache ;-)! Mit einigen Schülern werde ich weiterhin in Kontakt bleiben, ebenso mit manchen Lehrern, Austauschschülern, Rotarymitglieder und vor allem mit meinen Gastfamilien! Mein Bekannten und Freundeskreis hat sich sehr vergrössert; alle sind sehr wertvolle, liebevolle und freundliche Menschen mit gesundem Menschenverstand. Mit diesen Personen habe ich Tausende von unbeschreiblich schönen und unvergesslichen Momenten geteilt und erlebt!
Auch das Land Taiwan an sich selbst ist der Hit, vor allem die Landschaft! Taiwan ist sozusagen ein völliger Kontrast zur Schweiz, weil eben hier einfach ALLES anders ist: Dass Klima, das Wetter, die Landschaft, die Städte, die Zivilisation, die Schule, das Arbeitsleben, das Essen, die Kultur, die Leute, die Sprache, und überhaupt die gesamte Lebensweise. Ich hatte ja jetzt die Chance, in dieses „andere“ Leben hineinzusehen, ja sogar mitzuleben, was natürlich äusserst interessant und unbezahlbar wertvoll war. Insgesamt habe ich über 23 Gigabyte Photos und kleine Filmchen gemacht, Erinnerun
gen, welche Gold wert sind! Obwohl das Austauschjahr eine absolut super Erfahrung war, muss ich trotzdem sagen, dass ich halt eben meine Wurzeln schon noch in der Schweiz und in unserer Kultur sehe, und auch dahin gehöre. Wir jammern zwar oft über unsere Problemchen und Sörgelein in der Schweiz oder in Europa, dies jedoch auf einem sehr hohen Niveau! Wir Europäer wissen gar nicht, was wir im Grunde alles haben und wie gut es uns eigentlich geht!!!

Für mich war dieser Auslandaufenthalt eine lebenslänglich unvergessliche und tief prägende Lebenserfahrung, ich konnte nicht nur ein völlig anderes Land und eine völlig andere Kultur sehen, nein, ich konnte darin und mit ihr Leben! Ich habe so viele Dinge und Sachen gelernt (nicht nur Chinesisch ;-)…), welche man nicht einfach so „lernen“ oder kaufen kann. Nur durch „Erfahrung“ und „Erlebnis“ ist dies möglich. Für mich war dies wie eine 10 monatige „Lebensschule“! Diese 10 Monate kamen mir aber irgendwie vor wie 10 Jahre, wahrscheinlich weil in dieser Zeit sooo viel gelaufen ist.
Vor allem ist mir aufgefallen, dass das „VON MIR GEGEBENE (Fröhlichkeit, Geschenke, Dankeschön, Lächeln, Aufmerksamkeit,…)“ 1000 Mal von meinen Familien, dem Rotaryclub usw. zurückgekommen ist, und dies von ganzem Herzen! Wirklich kaum zu glauben, wie nett
mein Umfeld hier war, das werde ich mein Leben lange nie vergessen!
Ein wenig stolz bin ich ebenfalls auf meine „Chinesisch Kenntnisse“ (welche weitaus besser sind, als ich vor dem Austauschjahr erwartet habe!), ich finde dies eine super Sache. Auch wenn diese Kenntnisse nie wieder benötigt werden, sind diese für mich eine absolut unbezahlbare und wertvolle Bereicherung, welche nicht jedermann besitzt, und auf welche ich stolz sein kann.

Was ich auch gelernt habe, ist mich in einer völlig fremden Welt wo alles anders ist durchzuschlagen und durchzukommen. Ich habe absolut keine Hemmungen mehr vor zum Beispiel „jemanden, der meine Sprache nicht kann, etwas fragen“, oder „vor 2'700 Schülern einen Vortrag ohne Notizen auf Chinesisch zu halten“, oder „vor 3'000 Rotariern alleine ein Karaokelied zu singen“… Es ist mir bewusst geworden, dass wir alle auf der Welt einfach Menschen sind, und voneinander keine Angst haben zu brauchen, egal wie „hoch“ oder „wichtig“ zu Beispiel ein Districtgovernor ist!

Könnte ich noch mal ein Austauschland wählen und dort ein Jahr (10 Monate) verbringen, würde ich alles noch einmal genau so machen, wie ich es getan habe. Noch praktisch wäre jedoch, wenn ich schon zu Beginn gut Chinesisch sprechen könnte; Somit würde ich schon von Anfang an viel mehr mitbekommen, und wäre weniger „isoliert“ in der ganzen chinesischsprachigen Umwelt und dem Lebenskreis. Andererseits war der Beginn als „nicht Chinesisch sprechender“ auch eine sehr interessante Herausforderung ;-)!
Ach ja, Krank war ich übrigens NIE hier in Taiwan, Probleme gab’s auch nie, und darüberhinein war ich auch nie von Heimweh geplagt. Für mich ist dies der Beweis, dass alles gut gelaufen ist! Sicher auch ein Grund dafür ist, weil die Taiwanesen ein sehr tolerantes, angenehmes und „warmes“ Volk sind, die Meisten wissen noch was „Respekt“ heisst, und haben einigermassen gesunden Men
schenverstand. Ich fühlte mich immer Willkommen, Ausländer werden hier noch ganz anders behandelt, als in vielen anderen Ländern. Natürlich habe aber auch ich mich immer benommen und versuchte, als Ausländer einen guten Eindruck zu machen, ich bedankte mich zudem stets.

Einzig und allein was mir in Taiwan nicht gefiel war die Umweltverschmutzung und der viele Müll, welcher überall herumliegt. Im Bereich Umweltschutz und mit dem Umgang der wertvollen Umwelt und Natur sollte Taiwan unbedingt etwas tun! Am schlimmsten sind die Motorroller (Scooter); Zweitaktmotoren, welche stinken und die Umwelt belasten. Wären es nur wenige, wäre alles halb so schlimm, Taiwan hat jedoch eine Bevölkerung von rund 23 Millionen, und davon besitzen über 10 Millionen solche Motorroller! Beinahe jede zweite Person, das ist ja wahnsinnig! Auch die vielen alten Lastwagen sind grosse Stinkbomben, welche in der Gegend herumrussen.
Was ich sicher von Taiwan vermissen werde ist das tropische K
lima und das Wetter, die atemberaubende, uns fremde Landschaft, meine Rotaryfamilien, den Rotaryclub und all meine Freunde und Bekannte in Taiwan. Auch vermissen werde ich die praktischen Ladenöffnungszeiten; Shops und Einkaufszentren haben hier ja oft 24 Stunden und 7 Tage die Woche geöffnet, und wenn dies nicht der Fall ist, dann schliessen sie FRÜHESTENS um 22:30 Uhr abends… Vom Essen her werde ich auf jeden Fall die exotischen superfrischen Früchte, Seafood, die unzählig verschiedenen Pilze, Bambus, die vielen verschiedenen exotischen Gemüsesorten, Tee, und all die speziellen „Tofuerzeugnisse“ vermissen (die Chinesen können Tofu herstellen, wie wir Schweizer Milchprodukte im Griff haben…). Das gute Essen konnte ich leider nur in Form von 8 Kg mehr Körpergewicht mit nach Hause nehmen ;-)… Eine meiner Lieblingsspezialitäten, wofür Taiwan sehr berühmt ist: Stinky Tofu mit Gänseblut:

Tofu ist dort übrigens supergünstig, je nach Art kostet 1 Kg etwa 15 Rappen! Die Essenskultur in Taiwan ist völlig anders als in Europa. Man isst Sachen, von welchen man bei uns nicht einmal im Traum daran denken würde, dies zu probieren. Vom Essen her bin ich nun abgehärtet; wenn ich muss, bringe ich alles hinunter. Ich denke, wenn man frittierte Bienen, Hühnerherze, Gänsezunge, Schweineblut, Schnecken und jegliche Art Innereien gegessen hat, kann man wirklich alles essen…!
Was ich bestimmt NICHT vermissen werde ist wie schon gesagt die Umweltverschmutzung, vor allem die verdreckte Luft, den verrückten Verkehr mit all den Motorrollern, den Müll, welcher überall herumliegt, und die riesigen (meist etwa 8 – 10 cm grossen) Kakerlaken in den Häusern und in meinem Zimmer (war jedes Mal ein Kampf mit denen…)!
Hätte ich noch ein paar Monate länger in Taiwan bleiben können, wäre dies natürlich der Hit gewesen. Ich wusste jedoch mein Rückreisedatum schon seit langem, sodass ich mich darauf eingestellt habe, deshalb war es ganz normal für mich, Abschied zu nehmen.
Worauf ich mich in der Schweiz Freue ist mein „neues“ Leben, welches ich vor mir habe! Auch auf wieder einmal „Schweizer Sachen“ essen zu können freue ich mich, besonders die Milchprodukte (welche ja in Asien nicht gerade so der Hit sind…). Ich freue mich aber natürlich auch sehr, meine richtige Familie wieder zu sehen, Freunde zu treffen, Bänzli, saubere Luft zu atmen, mein eigenes Bett, Auto zu fahren, und vieles mehr! Was mir auch recht kommt ist, wieder einmal „0815“ zu sein, und nicht immer der „exotische Amerikaner“, welcher schon von weitem stets unter Millionen von Taiwanesen erkannt wird.

Nun schreibe meinen letzten Blogeintrag, und dabei wird mir gegenwärtig bewusst, dass ich eigentlich der glücklichste Mensch auf dieser Welt bin! Ich habe ein absolut phantastisches Austauschjahr erleben dürfen, und kann mich nun auf meine weitere Zukunft in der Schweiz freuen. Die Matura habe ich ja bereits schon in der Hand ;-), nun geht es vorwärts mit Optimismus und Neugier weiter: Militär, ein Jahr Praktikum in ein oder mehreren Unternehmungen, und dann Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg- Windisch…
Von meiner Seite her möchte ich mich noch einmal abertausend Mal herzlich bei all denjenigen bedanken, welche mir dieses Austauschjahr ermöglicht haben. Es fällt mir schwer, mich in Worten zu fassen, jedenfalls in unserer Sprache!!! Vielen Dank auch euch allen Lesern für euer Interesse an meinem Blog, hoffentlich habe ich nicht zu langfädig geschrieben… Man sieht sich!

Sonntag, 29. Juni 2008

Letzte Schulwoche

Eigentlich wäre diese Woche bereits der erste Typhoon nach Taiwan gekommen, da es aber wahrscheinlich noch etwas zu „früh“ ist (die Typhoonsaison noch nicht begonnen hat), löste sich dieser nach dem überqueren der Philippinen auf. In den Philippinen hat dieser ziemlich herumgetobt, es sind um die 80 Menschen ums Leben gekommen! Anstatt eines Typhoons hatten wir dann in Taiwan schönstes Wetter mit strahlendem Sonnenschein…

Diese Woche war meine letzte Schulwoche in der Chung-Li National Senior High School! In dieser Woche mussten die armen Schüler den letzten grossen Test vor den langen, 8 Wöchigen Sommerferien schreiben. Viele der Schüler werden aber sobald die Sommerferien beginnen, noch weiter 5 Wochen Schule haben; „Sommerschule“, wo sie lernen „müssen“. Arme Kerle, vor allem legen die Eltern ihren Kindern in der Schule druck auf und schicken sie in die sogenannte „Abendschulen“, „Wochenendschulen“ und „Ferienschulen“. Wo bleibt da noch die Freizeit??? Natürlich ist dies nicht bei allen Taiwanesischen Schülern so, ich bin hier jedoch in einer „Elitenschule“ wo die besten Highschool Schüler des Landes sind, deshalb solch grosser Druck…

Mein Chinesischlehrer Mister Lü fliegt einen Tag bevor auch ich Taiwan verlasse nach Europa, um eine 12 Tägige Rundreise in Deutschland, Österreich, Ungarn und der Tschechischen Slowakei zu machen. Da er ja sehr interessiert an der Deutschen Sprache ist (und ja auch ein wenig Deutsch kann), musste ich ihm umso mehr Deutsch unterrichten, da er ja zwei Deutschsprachige Länder besuchen wird. Vor allem „Reisevokabular“ konnte ich ihm viel beibringen ;-)!

Am Dienstag bin ich mit dem Kalligraphieclub der Schule ins übliche Traditionell- Chinesische Restaurant Mittagessen gegangen, es war so wie ein „Abschlussessen“ vor den Schulferien.

In dieser Woche hatte ich mit all meinen Klassen zum letzten Sch
ule, war schon etwas Traurig von ihnen Abschied zu nehmen, denn wir kennen uns jetzt schon nahezu 10 Monate, da kommt man sich schon etwas näher! Wie gesagt werde ich aber mit vielen per Email in Kontakt bleiben. Ebenfalls von den Lehrern musste ich Abschied nehmen, viele von ihnen kenne ich bereits sehr gut, sodass auch der Abschied von ihnen nicht leicht fiel, besonders von meinem Chinesischlehrer Mr. Lü und von meinem Englischlehrer. Bei den Lehrern ist die Schweiz (Europa allgemein) ein beliebtes Reiseziel, falls jemand von ihnen mal in die Schweiz kommen wird, müssen wir uns unbedingt treffen! Die Klasse 201, mit welcher ich am Meisten Schule hatte, hat mir ein wunderschönes Erinnerungsbuch mit jedem Klassenmitglied (Photos, Zeichnungen, Glückwünsche, Erinnerungen, Geschriebenes,…) darin geschenkt, zudem überreichten sie mir einen superschönen traditionell Chinesischen Schirm (siehe Klassenphoto)! Ich war völlig sprachlos, wirklich sehr lieb von ihnen!

Am Donnersta
g fragten mich die Mathematiklehrer, ob ich nicht mit ihnen auf eine Wanderung mitgehen wolle. Na klar doch! Es ging sodann auch gleich los, mit dem Car wurden wir zum Startpunkt schoffiert. Der Hikingtrail führte durch den reinsten Tropen- Dschungel- Urwald, einfach ein phantastisches Erlebnis! Überall waren Palmen, Farn, Bambus, Lianen, Wurzeln, usw…, ich fühlte mich wie in der Dinosaurierzeit!


Nach der etwa zwei Stündigen Wanderung sind wir alle zusammen in ein gutes Restaurant ein super Mittagessen essen gegangen. So macht Mathematik wohl jedem spass ;-)!
Am selben Abend noch hatte mein Rotary Club ein sogenanntes „Jahresabschluss Meeting“. Es gab einmal mehr ein riesiges Abendessen mit allem drum und daran… Dem Präsidenten, Sekretär, Kassier, usw. wurde speziell gedankt, denn ab nächster Woche werden die Rollen gewechselt, es beginnt sozusagen ein neues „Rotary Jahr“. Alle Rotarymitglieder erhielten Andenkens-
und Erinnerungsgeschenke. Auch ich erhielt ein Photoalbum mit ganz vielen Photos, welche während des Austauschjahres gemeinsam mit dem Rotaryclub geschossen wurden. Woow, wirklich ein schönes Erinnerungsgeschenk!
Am nächsten Tag wurde in der Schule auch ein Abschlussmeeting gehalten. Alle Lehrer versammelten sich und schlossen gemeinsam das Semester ab, zudem wurden noch zwei Pensionierungen gefeiert.
Anschliessend wurden alle zu einem guten Abendessen eingeladen. Mich d
ünkt’s irgendwie, dass ich in der letzten Zeit ständig nur noch am essen bin ;-)… Übrigens: Die Schulrektorin hat mir als Abschlussgeschenk zwei Chinesische Bücher geschenkt, ein einfacheres und ein schwierigeres (wenn ich weiterlerne, könnte ich in ein paar Jahren vielleicht sogar den grössten Teil ohne Dictionary lesen…).
Die Bücher und noch viele andere Sachen habe ich dann nochmals in einem Packet per Schiffpost nach Hause geschickt, bereits meine 4. Lieferung: 15.1 Kg für 900 NT$ (ca. 27 CHF).
Am 28. Juni hatte mein Hostfather Geburtstag, ich schrieb ihm dafür eine Geburtstagskarte mit herzlichsten Glückwünschen. Anlässlich gab es abends eine grosse Geburt
stagstorte. Am Sonntag sodann bin ich mit meinem Hostbruder ins Kino die Action- Komödie „Get Smart“ (mit Steve Carell) schauen gegangen, war wirklich lustig ;-). In der Schweiz läuft dieser Film erst ab dem 17. Juli!
Nächsten Montag war der LETZTE Schultag in meiner Schule: Am Morgen früh mussten die Schüler noch ihre letzten Teste schreiben, danach wurde das ganze Schulareal geputzt, und zum Schluss gab es eine Abschlussversammlung wo die besten Schüler Ausgezeichnet wurden und allen schöne Ferien gewünscht wurde. Übrigens: Wenn man hier unter den besten Sch
ülern ist, erhält man nebst der Auszeichnung auch noch Geld, dies soll als zusätzlicher Ansporn dienen! Ich verabschiedete mich dann noch einmal von all meinen Lehrern und der Schulrektorin, bedankte mich sehr und wünschte allen alles Gute für die Zukunft. Mister Lü schenkte mir zum Abschluss noch mal eine alte Chinesische Silbermünze vom Jahre 1914! Ich dankte ihm sehr, auch für seine ganze Arbeit während dem ich hier in Taiwan war. Wir hatten wirklich eine unvergessliche, tolle Zeit miteinander. Ich habe enorm viel von ihm gelernt, einfach unbeschreiblich! Von ihm viel mir der Abschied am schwersten, wir werden jedoch unseren Kontakt per Internet und Briefpost aufrechterhalten! Zudem hat er geplant, auch wieder einmal in die Schweiz zu kommen, wir müssen uns dann unbedingt treffen! Meine Schulkarriere in Taiwan ist nun zu Ende, diesen Sonntag werde ich zurück in die Schweiz kommen, vorher gibt es aber noch viel zu erledigen…

Montag, 23. Juni 2008

Abschluss-speech, Hochzeit, 115 Km Biketour

Wenn man über eine längere Periode in einer Stadt lebt, bekommt man mit, wie sich diese von Zeit zu Zeit verändert. Dies merkte ich bei meiner Stadt Chung-Li: Ständig werden neue Blockwohnhäuser errichtet, neue Strassen gebaut und neue Läden eröffnet, ist noch eindrucksvoll!
An den Wochenenden in Taiwan verteilen bei
den Verkehrsampeln stets Leute Werbeprospekte an den Autofahrern, während dem Rotlicht ist. Mein Hostfather hat mir gesagt, dass so ein Prospekteverteiler pro Tag etwa 600 NT$ erhält, das sind etwa 18 CHF! Meist sind dies Arbeitslose oder manchmal sogar auch leicht Behinderte Leute.
Meine Nachfolger in der Chung-Li High School sind jetzt bestimmt, es sind sogar drei! Die Länder sind USA, Finnland und Deutschland; zwei Mädchen und ein Knabe. Ich finde es zwar nicht so gut, dass gerade drei in der selben Schul
e sein werden, denn die Chance, dass nur die drei stets in der selben Gruppe miteinander sind und somit „Kontakte schliessen“, ist sehr gross…
Diesen Montag hatte ich zum letzten Mal d
en Spezialchinesischunterricht in dieser Universität. Wir schauten uns einen Chinesischen Film an und gingen anschliessend noch alle zusammen Essen. Wir erhielten auch noch so etwas wie ein „Bestätigungsdiplom“, als Beweis, dass wir insgesamt 120 Stunden diesen Chinesischkurs besuchten. Wir hatten alle wirklich eine schöne und lustige Zeit miteinander, natürlich tauschten wir unsere Email Adressen aus, um in Kontakt zu bleiben. Hier ist ein Bild von uns allen: Die Frau ist die Lehrerin, der erwachsene Mann ist Mario aus Italien (nicht Rotary), der blondhaarige ist Austauschschüler aus Schweden, und der andere Junge ist Austauschschüler aus den USA (Oregon).

Mein cooler Englischlehrer, mit welchem ich ja auch schon viel zusammen unternommen habe, hat mir vor kurzem ein Abschlussgeschenk überreicht, und was für eines! Er schenkte mir zwei superschöne topqualitäts Kalligraphiepinsel. Der Eine mit Schafshaaren und der Andere mit Wolfshaar. Ihre Schreibeigenschaften sind natürlich verschieden. Beide Pinselansätze sind aus Kuhhorn, zudem haben die Stiele schöne Chinesische Schriftzeichen eingraviert. Darüberhinein gab er mir auch noch ein Tintenschälchen und drei spezielle „Tintensteine“, um Tinte „anzureiben“. Woow, das ist ja ein super Erinnerungsgeschenk, ich bedankte mich tausend Mal! Ich schreibe sehr gerne Kalligraphie, in der Schweiz will ich unbedingt auch von Zeit zu Zeit mal was schreiben.

Am Dienstag in der allwöchentlichen Morgenschulversammlung hielt ich vor der ganzen Schule (jetzt nur noch etwa 2'000 Schüler, da die Drittgrader ja nicht mehr da sind) einen Chinesischspeech. Ich berichtete über meine Taiwanerlebnisse sowie die Typhoons, die Erdbeben, die Feste, das Essen, die Rotaryfamilien usw. und bedankte mich zudem bei allen. Als Dankeschön schenkte ich der Schulrektorin, meinem Englischlehrer und meinem Chinesischlehrer Mister Lü jeweils eine von mir selbst geschriebene Kalligraphie. Darauf steht: huì liáng duō = = „Many are the favours you have done me!“ und der Name des Empfängers sowie des Schreibers (ich ;-). Die Lehrer waren alle sehr erstaunt über mein Chinesisch und lobten mich, denn als ich ja neu in die Schule kam, konnte ich ja noch fast kein Wort.


In dieser Woche feierte die Klasse 101 in der Schule eine Party aus vielen verschiedenen Gründen: Eine Schülerin hatte Geburtstag, das Semester ist bald zu Ende, und zudem eine Abschlussparty für mich ;-)! Währen dieser Party bestellten wir Pizza, assen Geburtstagstorte und schauten uns Photos von allen speziellen Events und Aktivitäten der Klasse und der Schule an. Ich zeigte der Klasse zudem meine Photos von der Taiwanreise mit meinen Eltern. Es war wirklich cool, ich fühlte vor allem einmal mehr den starken Klassenzusammenhalt: Die sind alle wie eine Einheit mit willensstarkem Teamgeist!

In einem Austauschjahr sammelt sich so einiges an Material, Souvenirs, Bücher, usw. an, natürlich viel zu viel und zu schwer für ins Flugzeug. Infolgedessen bin ich ein weiteres Mal auf die Post ein Packet per Schiffpost nach Hause schicken gegangen (alleine, ohne irgendwelche Hilfspersonen). Eigentlich hätte ich EIN grosses, 28 Kg schweres Packet verfrachten lassen wollen, da jedoch für Schiffpost die Paketgewichtslimite 20 Kg ist, musste ich alles noch mal auspacken und in zwei Pakete verteilen! Ansonsten hätte ich es per Luftpost senden müssen, was mich 6'800 NT$ (ca. 205 CHF) gekostet hätte. Eine Stunde Umpackarbeit ersparte mir sehr viel Geld, die beiden Pakete waren dann zusammen nur 1520 NT$, was etwa 45 CHF entspricht. (Das wäre ja ein Stundenlohn von 150CHF!!!) Für um den halben Globus kann man dann wirklich nicht jammern! Die Postbeamtin kenne ich ja sehr gut, sie schenkte mir einen wundervollen Briefumschlag mit schönen Marken darauf! In derselben Woche schickte ich noch ein drittes Packet in die Schweiz; 9.8 Kg für 660 NT$.

Am Donnerstag beim Rotarymeeting wurde ein so genannter „Probedurchlauf“ der neuen Rollenverteilungen gemacht. Ab August werden nämlich andere Clubmitglieder Präsident, Sekretär, Kassier, usw… sein. Zudem hielt ein Mitglied einen Vortrag über den Rotary Club im Allgemeinen auf der ganzen Welt, mit all den guten Taten, Veranstaltungen, usw… Am Schluss des Meetings habe ich dann dem Club einen Dankensbrief und eine Geldspende (natürlich in rotem Couvert…) meiner Eltern überreicht, als Dankeschön dass ich für beinahe ein Jahr als Austauschschüler bei ihnen zu Gast sein konnte, und dass der Club sich so gut um mich (und auch damals als meine Eltern kamen, um meine Eltern), kümmert. Natürlich habe ich den Brief in der Schule mit Mr. Lü ins Chinesische übersetzt, damit die Message bei allen ankommt. Darüberhinein schenkte ich dem Club zwei schöne von mir selbst geschriebene Dankenskalligraphien. Der Brief, die Kalligraphien und das Geld wurden mit grossem Applaus angenommen ;-)!

Am Freitag Abend bin ich mit meiner Familie und ein paar Kollegen noch einmal in das Luxus- Büffet Restaurant essen gegangen, denn wir hatten immer noch Freikarten vom Rotary Club. Ich habe es völlig genossen, denn ich weiss, dass dies in der Schweiz nicht mehr zu haben ist. Bei den Büffets sind hier übrigens auch die Drinks stets inbegriffen (gefährlich!) Die Jugendlichen trinken so Bier oft über ihren durst… ;-)!

Samstags nahm mich meine Gastfamilie schon wieder an ein Hochzeit mit (ist glaub ich schon mein sechstes hier in Taiwan!). Woow, das war eine Feier, die grösste, die ich bis jetzt erlebt habe! 700 Gäste waren eingeladen, alles super nette und sympathische Leute. Speziell an dieser Hochzeit war, dass alles Essen vegetarisch war, da das Brautpaar und deren Familie Vegetarier sind (sie sind auch Buddhisten, welche sich aufgrund des Glaubens und der Gesundheit vegetarisch ernähren). Da es natürlich kein Fleisch gab, waren viele Gerichte aus Pilzen, Bohnen und anderen Hülsenfrüchten zubereitet worden. Mann, ich wusste gar nicht, wie vielfältig auch die vegetarische Küche sein kann! Ich und mein Hostfather sind schon etwas früher hingegangen, da wir Leinwand, Kamera und Beamer installierten, damit Photos vom Brautpaar gezeigt werden konnten. Zudem wurde, wenn gerade etwas auf der Bühne lief, live gefilmt und auf die Leinwand projeziert. Ist ja klar, dass bei 700 Gästen nicht alle sicht auf die Bühne und den Brautpaarstisch haben. Schon nur das Vorbereiten war eine riesige Sache und ein enormer Aufwand! Was ich noch schön finde (dies war bis jetzt bei jeder Hochzeit so), ist dass beim Eingangstisch alle Leute in einem grossen Buch unterschreiben können. Zudem liegt stets ein riesiges Photoalbum da, wo sehr schöne Bilder und Photos des Brautpaares darin enthalten sind. Dafür wird immer ein richtig professionelles „Photo shooting” arrangiert!

Wunderschöne Schnitzereien aus Karotten und anderem Gemüse! Ein Phönix und ein Drache:

Am Sonntag bin ich mit meinem coolen Englischlehrer nochmals auf eine monströse Fahrradtour. Einen ganzen Tag lange fuhren wir herum und genossen einmal mehr die atemberaubende Landschaft. Vorallem der Bambus ist im Moment sehr saftig grün und buschig! Auch exotische Schmetterlinge sahen wir auffallend viele. Auf der Tour besichtigten wir zahlreiche Tempel; manche waren noch von den Japanern aus „termitenresistentem“ Holz erbaut worden, ohne jegliche Nägel und Nieten, nur anhand verkeilen des Holzes. Das Wetter war fabelhaft, den ganzen Tag nur Sonnenschein. Die Temperatur betrug am Schatten sagenhafte 37°C, an der Sonne natürlich noch mehr! An diesem Tag holte ich mir den ersten Sonnenbrand in Taiwan, ich verbrannte mir meinen linken Arm. Wieso es nur den linken Arm war, weiss ich auch nicht!?! Wahrscheinlich wurde der rechte Arm die meiste Zeit vom eigenen Körperschatten bedeckt... Noch ein Paar schroffe Zahlen: Insgesamt legten wir an diesem Tag 115 Kilometer zurück, und dies bei feuchtheisssonnigen 37°C, der Schweiss lief mir runter wie ein Wasserfall! Ich trank während der Fahrt 6 Liter Tee, und der Fahrradcomputer meines Lehrers zeigte 5'500 Kalorien an! Gut, er ist ja auch schwerer und älter als ich. Dementsprechend sind wir abends zusammen gut essen gegangen ;-)! Die kühle Dusche zu Hause war dann super erfrischend… Welch ein unvergesslicher Tag! Apropos Kalorien: Kürzlich habe ich eine Waage entdeckt und mein Körpergewicht gewogen. Seit dem letzten Mal in der Schweiz habe ich 6 Kilos zugenommen! Leider sieht man’s mir nicht gross an, denn währenddessen bin ich auch noch gewachsen!
Ganz in der Nähe eines Staudammes fand ad diesem Tag eine Schwimmaktivität statt. Die farbigen Streifen hinter den Schwimmern sind Rettungsschläuche aus Schaumstoff, im Falle dass ein Schwimmer nicht mehr mag:


Das unten zu sehende weisse Wasser ist übrigens Schwefelwasser, welches in den Fluss läuft; Ganz in der Nähe hat es Heisse Quellen!



Montag, 16. Juni 2008

Dragon Boat Festival, Faltfahrrad

In den letzten Paar Tagen haben die feuchttropischen Temperaturen Taiwans nochmals einen Sprung in die Höhe gemacht. Am Schatten ist es nun über 35°C, einfach unglaublich heiss! In der Schweiz hätten wir schon lange Hitzefrei… Was wir in der letzten Zeit auch sehr oft haben sind sehr starke Sommerhitzeregengüsse. Meistens dauert der Regen nicht sehr lange, jedoch „leert“ es vom Himmel herunter wie aus sieben Eimern. Dazu dann noch diese Hitze, man läuft fast aus! Am Rotarymeeting dieser Woche wurden wieder einmal interne und organisatorische Angelegenheiten geregelt. Da es auch das erste Meeting in diesem Monat war, wurden zudem alle Juni Geburtstage und Hochzeiten gefeiert, es gab wie üblich eine grosse Torte, ebenfalls wurde gesungen. Noch speziell war, dass einem Rotarymitglied unseres Clubs einen Golfpreis überreicht wurde: Dieser Mann hat beim Golfspielen ein „Hole in one“ geschafft! Auf Chinesisch sagt man so schön; „Ein sauberes Loch“ ;-).
Freitagabends sind meine Gastgeschwister mit mir zusammen in ein super- luxus Buffet- Restaurant essen gegangen. Einerseits, weil meine Familie Gratiseintritte geschenkt bekommen hat, und andererseits, weil Bob erst vor kurzem Geburtstag hatte. Das Buffet war absolut spitze (viel Seafood und Desserts), beinahe so gut, wie damals im Grand Hotel in Taipei.
Samstags nahm mich meine Familie schon wieder zu einer Hochzeitsfeier mit. Dies war bereits das vierte (oder fünfte?) Mal, dass ich an einem Taiwanesischen Hochzeitsessen teilnehmen durfte ;-). Insgesamt wurden auch wieder so um die 400 Gäste eingeladen, natürlich gab’s auch diesmal super Essen, serviert wurden 12 Gänge. Ich habe ja mal erzählt, dass sich die Braut ständig umzieht und sich mit verschiedenen schönen Hochzeitskleidern präsentiert. Nun habe ich endlich einmal mitgezählt: Die Braut hat sich insgesamt vier Mal umgezogen, und dies innerhalb von etwa 2.5 Stunden, kaum zu glauben!

Am Sonntag war nach dem chinesischen Mondkalender der 5. Tag im 5. Monat, das heisst, es wurde das „Dragon Boat Festival“ gefeiert, namens duān jié = 端 午 節 ( http://de.wikipedia.org/wiki/Drachenbootfest oder http://en.wikipedia.org/wiki/Dragon_Boat_Festival ). An diesem Tage wird stets eine Drachenboot-Regatta veranstaltet. Nach einer Volkssage geht diese auf die versuchte Rettung von Qu Yuan in der Periode der Streitenden Reiche (475-211 v. Chr.) zurück, der sich wegen erlittenen Unrechts im Fluss Miluo ertränkt haben soll. Diese Regatta hat in China, einschließlich Taiwans und Hongkongs, eine lange Tradition und ist auch in Chinas Nachbarländern wie Japan und Vietnam eingeführt worden. Traditionell werden ad diesem Festival so eine Art Reisklösschen aus Klebreis gegessen, welche in Bambusblätter eingewickelt werden und verschiedene Füllungen wie z.B. Datteln, süßem Bohnenbrei, Schinken, Krabben, Erdnüssen und Eigelb haben. Diese erinnern an die Reisklöße, die man in den Fluss geworfen haben soll, damit die Fische NICHT den Leichnam von Qu Yuan fressen. Ich mag sie nicht so sehr, Reis hängt mir langsam zum Halse aus…

Meine Familie „segnete, opferte oder betete“ (weiss nicht, wie man dem auf Deutsch sagen soll) auch wieder Früchte und Essen, zudem verbrannten sie das berühmte Papiergeld. Mein Hostvater sagte mir dann, dass die Taiwanesische Regierung aufgrund Umweltverschmutzung vom verbrennen des Papiergeldes abrät, zudem sind die heutigen Räucherstäbchen kürzer als diejenigen von früher, auch aufgrund vom Umweltschutz. Am Nachmittag nahm mich dann meine Familie zu so einer Drachenboot Regatta in Longtan mit: Auf einem kleinen See, welcher ein schöner Tempel in der Mitte auf einer Insel hat fand die Regatta statt. Tausende von Leuten sind gekommen um die drachen- kanuförmigen Boote zu sehen. Da auch überall Essensstände Spezialitäten verkauften, war der Boden völlig mit Müll und Abfall übersäht, die Mülleimer waren voll gestopft. Es traten jeweils zwei Boote gegeneinander an; Wer sich als erstes die Flagge im Ziel schnappen konnte, hat gewonnen und kommt eine Runde weiter. Dabei gab es viele Kategorien: Erwachsene, Profis, Mittelschüler, Hochschulschüler, usw… War wirklich ein cooles Erlebnis, diese Veranstaltung zu sehen. Übrigens, die Ruderer auf den Booten ruderten schön nach dem Pfeifen- oder Trommeltakt des Trommelmanns:

Am Dienstag war der letzte Schultag für die Schüler der 3. Stufe in meiner Schule, für die meisten von ihnen wartet nun die Universität. Am Abend war dann auch die „Abschlussfeier“, eine lange Zeremonie, wo auch alle Eltern dazu herzlich eingeladen waren. Es wurde allen Schülern Diplome oder sonst welche Zettel verteilt, die Schulrektorin sprach viel Zeugs und zudem wurden auch von den Schülern selbst viele Darbietungen, Musikalische Unterhaltung und Shows geboten. Am Schluss gab’s dann noch ein Feuerwerk. Die armen Schüler können jedoch noch nicht frei durchatmen, denn der Abschlusstest, wo dann endgültig entschieden wird in welche Universität sie können, der folgt erst noch!

Noch in der selben Woche kamen wie schon im letzten Semester zwei Ausländer vom Englisch Schulmagazin „Studio Classroom“ in die beiden Englischklassen, um zu kommunizieren und „fun“ zu haben. War wirklich cool, wieder einmal mit „Ausländern“ zu sprechen ;-)!
Am Freitagabend bin ich mit meiner Familie ins Kino die
zweite Episode von „Die Chroniken von NARNIA“ schauen gegangen. Obwohl ich den ersten Film nicht gesehen habe, fand ich den zweiten Teil super gut (es war auch ein Englischer Film, und nicht ein Amerikanischer).
Da ich schon beim Kino bin: Das Taiwanesische Kinoprogramm ist viel gedrängter und bunter als das Europäische. Hier laufen Amerikanische (Hollywood und co.), Englische, Europäische, aber auch Chinesische, Taiwanesische, Koreanische, Japanische Filme usw... Zudem ist es hier so, dass ein Streifen viel kürzer im Programm enthalten ist, meist nur etwa 2 bis 4 Wochen, dann kommt schon wieder ein neuer Film. Wein ein Film nicht gut läuft, wird dieser so schnell wie möglich von der Palette entfernt, nicht so wie in der Schweiz, wo z. B. ein Film etwa 2 Monate lange zu sehen ist!
Samstags bin ich auf eine Einkaufstour
, denn bevor ich in die Schweiz komme will ich mir hier noch ein paar neue Kleider kaufen, zu Hause habe ich nämlich fast keine Kleider mehr. Am Abend bin ich mit Lars Essen gegangen (mit ihm bin ich ja anfangs Jahr auf zahlreiche Fahrradtouren, auf den Taipei 101 Wolkenkrazer, usw…), ich wollte ihm noch mal für Alles Danke sagen, er hat mir anfangs Austauschjahr viel geholfen, da sein Englisch sehr gut ist und ich zu Beginn ja kein Chinesisch konnte. Ich schenkte ihm als Dankeschön ein Schweizer Victorinox Taschenmesser. Wir wollen auf jeden Fall per Email in Kontakt bleiben, wenn ich wieder nach Hause gehe!
Am Sonntag organisierte unser Rotaryclub e
ine kleine Familienreise. Wieder mit zwei Reisecars ging’s für einen Tag auf eine Tour im Norden Taiwans. Erster Spot war ein Oceanmuseum mit vielen Fischen und Meerestieren. Ausserdem wurde dort noch eine ziemlich attraktive Wasser- Delphin- Seelöwen- Show geboten.

An diesem Ort konnte man zugleich auch ein „Naturspektakel“ bewundern, am Meer waren sehr schöne Sandsteinformationen zu sehen.


Zum Mittagessen gab’s Seafood in einem kleinen Fischerhafen (YEAH!). Später sind wir etwas in die Höhe, um bei einem ehemaligen Goldgräberdorf (Jioufen) eine alte Strasse zu besichtigen. Dort konnte man allerlei Spezialitäten kaufen, ich bin ja schon mal mit ein paar Schulkollegen da gewesen. Oben hatten wir eine superschöne Aussicht:

Zum Schluss assen wir alle zusammen ein grosses Dinner und fuhren anschliessend mit den Reisecars karaokesingend wieder heimwärts. Wirklich ein cooler Tag, vor allem die Landschaft wa
r wieder einmal atemberaubend! Chinesische Kommunikation ist absolut kein Problem mehr, ich finde es total super, dass ich jetzt auch immer mit den Rotarymitgliedern „mitdiskutieren“ kann ;-)!
Übrigens, habt ihr schon mal so riesige Wassermelonen gesehen???
Die gigantischsten hier sind bis zu 30 Kg schwer (das Stück)!
Die Früchte in Taiwan sind einfach der Hammer!!!

Weil ja Taiwan sehr berühmt für seine Qualitätsfahrräder ist (Giant, Trek, Merida,…), und diese im Vergleich zur Schweiz sehr günstig anzuschaffen sind (auch wenn man sie per Post nach Hause schicken muss…), habe ich mir ein Fahrrad gekauft. Und zwar nicht nur irgendein „normales“ Fahrrad, nein, ein sogenanntes „Klapp- oder Faltfahrrad“. Diese sind hier völlig im Trend, da sie sehr praktisch sind: In ein paar Sekunden hat man sie zusammengelegt, und kann sie auch in noch so einem kleinen Autokofferraum oder sonst wo verstauen. Vorwärts kommt man genau so schnell, wie mit einem grossen Fahrrad. Aufgrund deren Popularität sind diese Fahrräder hier alle völlig ausgebucht, die Produzenten mögen gar nicht mehr nach mit fertigen und liefern! Zum Teil muss man für ein bestimmtes Bike mehrere Monate auf einer Warteliste warten. Der eine kleine Bikeshop, welcher ich auch besucht habe, hat an einem Tag über 50 dessen Fahrräder verkauft! Fahrradfahren kommt eben auch in Taiwan langsam auf. Ich fände es super, wenn all die stinkenden Motorroller durch Fahrräder ersetzt würden… Die Marke meines Fahrrades ist Dahon (http://www.dahon.ch/ ), angeblich der weltgrösste Hersteller von Fahrrädern! Mein Modell ist ganz neu, in Europa noch nicht erhältlich. Gekostet hat es mich 19’000 NT$ (= ca. 570 CHF). In der Schweiz ist das Vorgängermodell übrigens 1800 CHF! Dieses Klappfahrrad hat 24 Gänge, Aluminiumrahmen, obendrein ist in der Sattelstange sogar eine Reifenpumpe integriert. Die Falttechnik ist absolut clever, auch die Qualität ist auch hervorragend. Das Gewicht beträgt nur 10,9 Kg, superleicht also. Ich werde es natürlich zusammengefaltet per Schiffpost nach Hause schicken, 20Kg sind nur 30 CHF. Ich freue mich schon aufs herumcruisen in der Schweiz ;-)!


Wer sich weiter für Taiwans Fahrradindustrie interessiert, hier ist ein guter Artikel: http://www.velojournal.ch/CMS/content/view/74/55/

Freitag, 6. Juni 2008

Mam und Pap in Taiwan!

Am 22. Mai sind meine Eltern aus der Schweiz nach Taiwan gekommen, um mich zu besuchen. Um sie am Flughafen abzuholen und willkommen zu heissen, hat mir mein Rotary Club ein riesiges Willkommensschild gebastelt. Der Clubpräsident und einige Mitglieder begleiteten mich zum Flughafen und hiessen meine Eltern herzlich willkommen. Ich freute mich sehr, meine Eltern nach soooo langer Zeit wieder einmal sehen zu können.

Anschliessend wurden wir alle zu ein
em guten traditionell Taiwanesischen Mittagessen eingeladen. Am Abend dann fand das Allwöchentliche Rotarymeeting statt, wo natürlich auch meine Eltern und ich daran teilnahmen. Dies war die beste Gelegenheit, um meinen Eltern all meine Gastfamilien vorzustellen. Natürlich kann von den Rotarymitgliedern fast niemand Englisch sprechen, ich übersetzte demzufolge die Worte meiner Eltern. Wir bedankten uns beim Rotaryclub und bei den Gastfamilien sehr für ihren ganzen Einsatz, welchen sie so liebevoll für mich die ganze Zeit machen. Wir schenkten allen Familien noch einmal ein paar Schweizer Geschenke, welche gut ankamen. Die Rotarymitglieder sind alle super nette Leute, waren aber manchmal ein wenig verlegen, da sie kaum Englisch können ;-). Später wurde das Meeting normal weitergeführt, es kam ein Speaker (der schon einmal eine Präsentation hatte), welcher über Familienbusiness (Familien, welche Unternehmungen führen oder besitzen) ein Vortrag hielt.

Am nächsten Tag nahm ich meine Eltern mit in meine Schule, um ihnen mein „Schulalltag“ zu zeigen. Ich führte sie durch den Campus, die Gebäude und stellte ihnen meine Lehrer vor. Zudem konnten meine Eltern bei einer Kalligraphiestunde zusehen, wie schöne chinesische Schriftzeichen geschrieben wurden. Auch für die Schule hatten meine Eltern ein paar Geschenke mitgebracht. Der absolute Höhepunkt war, dass zwei Zeitungsreporter extra wegen uns in die Schule kamen, um uns zu interviewen! Ich beantwortete Fragen auf Chinesisch, meine Eltern auf Englisch. Am Mittag sind mein Chinesischlehrer Mister Lü und wir in ein traditionelles kleines chinesisches Restaurant mittagessen gegangen, die Schulrektorin hat uns eingeladen ;-). Am folgenden Tag waren bereits zwei Zeitungsartikel über uns in zwei verschiedenen Zeitungen zu finden! Dies ist nun schon das zweite Mal, dass ich in der Taiwanesischen Zeitung vorkomme, was für ein Erlebnis! Obwohl ich noch nicht alle im Artikel enthaltenen Zeichen kenne, verstehe ich schon 90% des Inhalts, cool! In der Schule half mir dann Mister Lü mit übersetzen. Der erste Artikel war sehr gut, der zweite jedoch nicht so sehr, denn der zweite Zeitungsjournalist hat viele Sachen geschrieben, die ich nicht gesagt habe, oder welche nicht stimmen (die Medien machen alles kaputt…!!!)! Hier die Artikel: http://www.libertytimes.com.tw/2008/new/may/24/today-north17.htm und http://udn.com/NEWS/DOMESTIC/DOM3/4354409.shtml


Nächste Station war natürlich Taipei. Wir schauten uns die Stadt an, gingen auf den Nightmarket und assen verschiedene Spezialitäten, besuchten den Longshan Tempel, die „Chiang Kai-shek Memorial Halle“ und gingen mit dem Superhighspeedlift hoch auf den (im Moment noch) höchsten 508 Meter hohen Wolkenkratzer der Welt, Taipei 101:


Die Aussicht war einfach phanta
stisch, meine Eltern waren auch total Überwältigt!
Was bei einer Taiwanreise natürlich nicht fehlen darf ist das „Nat
ional Palace Museum“, in welchem ich ja schon drei Mal gewesen bin. Das vierte Mal nun begleiteten mich meine Eltern und mein Chinesischlehrer Mister Lü. Für mich war es keineswegs langweilig, ich hatte Spass daran, all die Kalligraphien und antiken Sachen meinen Eltern zu zeigen. Mr. Lü als Experte konnte uns alle Fragen beantworten... Später am Abend lud uns dann Mr. Lü und seine Frau zu einem absolut SUPER Abendessen ein. In einem der besten Hotels von ganz Taiwan genossen wir ein superluxus Buffet mit allem drum und dran! Dies war weit aus das beste Buffet, welches ich je in meinem Leben gesehen habe. Das Hotel, in welchem wir assen sieht von weitem aus wie ein riesiger Tempel:

Mister Lü schenkte uns dann eine 1$ Silbermünze, welche bei der Gründung der Republik China geprägt wurde und dementsprechend jetzt 97 Jahre alt ist! Auf der Vorderseite ist das Portrait von Sun Yat-sen, dem Gründer der Republik China. Auch wir schenkten Mister Lü und seiner Frau Geschenke, an welchen ihnen fast die Augen ausfielen ;-)! In diesem Superhotel sahen wir viele Sportler aus der ganzen Welt, es waren Boxer. Wahrscheinlich hatten die hier irgendein Trainingslager oder bereiten sich für die Olympiade in Peking vor.
Nach dem stressigen Stadtleben in Taipei fuhren wir in die na
he gelegenen Hügel um uns in einem Hotspring Hotel in den heissen Schwefelquellen auszuruhen. Die Schwefelbäder waren superheiss: 48 Grad Celsius! Man musste wirklich sehr langsam ins Wasser steigen, damit man sich daran gewöhnen konnte.
Um in den Süden Taiwans zu gelangen fuhren wir mit der weltbekannten „Taiwan High Speed Railway“ (HSR). Auch für mich war dies eine Premiere. Von Taipei nach Kaohsiung (251 Kilometer) benötigte der Zug samt 10 Haltestationen nur 1.5 Stunden! Die gesamte Fahrt befand sich der Zug auf einem „Viadukt“, von wo man die Landschaft in Windeseile an sich vorbeirasen sah. Die Gesc
hwindigkeit des Zuges wurde von Zeit zu Zeit angegeben; Die höchste Geschwindigkeit, welche ich gesehen habe war 297 km/h! Die Zugabteile waren supermodern, die Passagiere haben alle sehr viel Beinfreiheit. Ich kam mir vor wie in einem Flugzeug auf Schienen! Ein Ticket in den „nicht reservierten“ Zugabteilen kostete pro Person nur 1070 NT$ (ca. 33 CHF), mit der Schweizer SBB nicht vergleichbar!

In Kaohsiu
ng, der grössten Süd- Hafenstadt von Taiwan, sind wir durch die Shoppingstrassen, besuchten ein Tempel, assen gutes Essen, ruhten uns aus und besuchten den Zoo. Die Tiere in diesem Zoo hatten alle VIEL zu kleine Käfige mit schlechter Innengestaltung. Was für arme Tiere, so was sollte verboten sein! Eine Stadt, in welcher 2009 die „World Sport Games“ stattfinden, sollte schnell was dagegen unternommen werden, bevor alle Besucher dies zu Gesicht bekommen!
Von dieser Stadt aus mieteten wir einen Mietwagen, um auf eig
ene Faust die Insel weiter zu erkunden. Für 17'600 NT$ wurde uns während 6 Tagen einen Nissan Cefiro mit (schwachem) 2.6 Liter V6 Zylinder Motor ausgeliehen. Wenigstens hatte diese Karre viel Platz und gute Innenausstattung. Mit dem ganzen Papierkram und der Organisation klappte alles wie am Schnürchen, nicht zuletzt weil ich mich auf Chinesisch verständigen konnte. Das Benzin ist hier im Vergleich zur Schweiz noch ziemlich günstig: Für einen Liter Bleifrei 95 Oktan bezahlt man umgerechnet etwa 1 Franken 10 Rappen.

Nächste Station war Kenting, südlichster Punkt von Taiwan, das so genannte taiwanesische „Hawaii“. Wir übernachteten in einem super Hotel Resort, es war einfach traumhaft schön dort. Die Hotels hier in Taiwan sind im Vergleich zur Schweiz absolut günstig, auch der Service, die Zimmer, die Angestellten usw. sind spitze. Aufgrund der tiefen Preise konnten wir es uns leisten, in sehr guten Hotels unsere Nächte zu verbringen. Lustig ist, dass es hier bei allen WC’s in den Räumen ein Telephon an der Wand hat, so kann man während seinem Geschäft wichtige Angelegenheiten per Telephon regeln ;-). Zudem hat es in fast allen Zimmern eine Liste mit Preisen, wo man die Tassen, Teekannen, Tücher, Zimmereinrichtung und Ausstattung KAUFEN kann!
Wir gingen natürlich an den Beach und schauten uns den Pazifik an, e
infach wunderschön, für mich eine ganz andere Welt. Zudem ist die Luft hier SEHR FEUCHT und HEISS! Im Kenting Nationalpark verfolgten wir dann die eindrücklichen Sehenswürdigkeiten der Natur: Schöne Landschaften, das Meer, Korallensteine, Strände, Klippen, Felsen, Pflanzen...

Weiter ging’s dann nach Taitung. Dabei fuhren wir eine kleine Strasse, welche wortwörtlich durch den Dschungel von Taiwan führte! Keine Zivilisation, völlig Abseits, einfach ein unbeschreibliches Erlebnis! Die Grillen zirpten unheimlich laut, sowas habe ich noch nie in meinem Leben gehört, nicht einmal in Australien! Das Hotel in Taitung haben wir dann OHNE Stadtplan, nur anhand Chinesischer Adresse und „Leute auf Chinesisch fragen“ in Windeseile und ohne verfahren gefunden! Das gab mir viel Selbstvertrauen mit dem Umgang dieser völlig fremden Sprache. Um nach Hualian zu gelangen fuhren wir eine super schöne Küstenstrasse mit vielen landschaftlichen Sehenswürdigkeiten entlang.
Wenig Verkehr, vergleichsweise wenig Zivilisation, kilometerlange leere Strände und gepflegte Umgebung haben uns dabei überrascht. Komischerweise sahen wir dort viele Katholische Kirchen. Die christlichen Missionare hatten (leider) auch hier gewisse Leute bekehren können... Überwiegen tut hier jedoch immer noch der Buddhismus. In Hualian besuchten wir dann einen riesigen Buddhistischen Tempel, in welchem ich ja schon mit den Exchange Students war. Auch meine Eltern waren davon Begeistert, das Museum in dessen Untergeschoss hat’s wirklich in sich! Zufälligerweise sprach mich dort ein Mann an, als er gehört hatte, dass ich ein paar Chinesische Schriftzeichen gelesen habe. Er führte uns dann zu einem sehr sympathischen älteren Kalligraphisten, welcher uns allen etwas Schrieb. Er konnte nicht schlecht Englisch, und so unterhielten wir uns eine ganze Weile. Durch ihn erfuhren wir, dass Taiwan seine Post Briefmarken in der Schweiz drucken lässt! Er sagte, es sei zwar teuer, jedoch werden die Marken nirgendwo auf der Welt so schön gedruckt, wie in der Schweiz… Die Taiwanesen sind ein sehr gastfreundliches Volk, vorallem gegenüber Ausländern. Mag wohl an ihrer Lebenseinstellung und Religion liegen, zudem ist ihr Ausländeranteil im Lande kleiner als derjenige der Schweiz. Das zweite Highlight in der Umgebung von Hualian war die Taroko Schlucht, von welcher ich ja auch schon erzählt habe. Die Natur dort ist einfach atemberaubend, all die Felsen, Steilwände, Steine, Pflanzen usw. sind absolut eindrucksvoll! Eigentlich wollten wir durch diese Schlucht weiter über die Pässe und durch die Täler quer durch Taiwan nach Taichung fahren. 170 Kilometer lange hat dies auch geklappt, kurz vor dem Ziel jedoch war die Strasse zerstört, sodass wir den GANZEN Weg wieder zurück mussten! Insgesamt fuhren wir an diesem Tag 8 Stunden und legten 320 kurvige Kilometer auf diesen Bergstrassen zurück. Zum Teil waren die Strassenverhältnisse erbärmlich; sehr eng, steile Abhänge, kurvig, viele Tunnels hatten KEIN Licht, Strassenstücke waren manchmal von den hier sehr heftigen Regenfällen, Typhoons und Erdrutschen abgerissen oder weggerutscht, auch Heruntergefallene Steine und Felsbrocken lagen manchmal auf der Strasse! Zu alledem war in den höheren Lagen dicker Nebel. Mann, war das ein Abenteuer! Von Meereshöhe mit tropischer Landschaft und Natur fuhren wir bis auf 2565 Meter hinauf über eine Passstrasse mit zunehmend alpiner Umgebung. Wunderschön, nur mussten wir alles wieder zurückfahren, das war anstrengend und dementsprechend ein unvergessliches Abenteuer.

Aufgrund dessen übernachteten wir eine weitere Nacht in Hualien und fuhren am nächsten Tag der Küste entlang zurück nach Chung- Li. Dort gab ich ein paar Sachen meinen Eltern mit, welche sie mit nach Hause transportieren können. Ihre Fluggesellschaft war nämlich Thai Airways, welche 30 Kg Gepäck pro Person erlaubt. Am Flughafen in Taoyuan gaben wir unseren Mietwagen ab, wir mussten das Auto nicht einmal mit vollem Tank abliefern. Auch hier klappte wieder alles wie am Schnürchen, die Taiwanesen organisieren solche Sachen wirklich super! Insgesamt legten wir mit diesem Wagen während diesen 6 Miettagen 1200 Kilometer zurück, kaum zu glauben. Ja, und dann musste ich mich schonwieder von meinen Eltern verabschieden. In einem Monat jedoch werde auch ich zurück in die Schweiz gehen, bis dahin will ich aber noch meine Zeit hier in Taiwan noch geniessen. Die Reise mit meinen Eltern war ein super Erlebnis, auch ihnen gefiel es total. Wir redeten sehr viel und tauschten sooo viel Erlebtes miteinander aus, da wir uns ja 9 Monate lange nicht mehr gesehen haben. Ich redete wie ein Buch, Schweizerdeutsch als Muttersprache habe ich natürlich nicht vergessen… Zwei Wochen sind eigentlich nicht genug, um diese 9 Monate aufzuholen ;-). Ach ja, ein Erdbeben konnten meine Eltern in der Nacht auch noch erleben, war zwar nicht so stark, für Schweizer jedoch schon ein spezielles Ereignis. Obwohl Taiwan für uns Europäer eigentlich keine klassische Ferien- und Reisedestination ist, und dementsprechend „schwierig“ zu bereisen ist (weil fast niemand Englisch kann usw...), meisterten wir alle Angelegenheiten mit links. Nicht zuletzt, weil ich mich auf Chinesisch verständigen konnte ;-). Wenn wir Touristen begegneten, waren dies zu 99,999% immer nur Asiaten, welche mit einer Gruppe auf einer Tour waren. Reisen auf eigene Faust ist hier völlig unpopulär. Naja, jedem das Seine... Die Rotarymitglieder und alle Lehrer in der Schule waren überaus erstaunt, dass wir auf eigene Faust ohne Probleme hier in Taiwan herumgereist sind. Sie sagten alle, dass dies hier nicht einfach sei, besonders das Autofahren ;-)!